Wir sind stetig im Wandel und doch sehr beständig. 

Auf der einen Seite sind wir morgen nicht mehr der- oder dieselbe wie heute. Und auf der anderen Seite behalten wir manche Verhaltensweisen oder Verhaltensabfolgen ein Leben lang bei und machen sie jeden neuen Tag ganz automatisch und ganz selbstverständlich auf die gleiche Art und Weise. 

Wir stehen morgens auf, schauen vielleicht zunächst aus dem Fenster, gehen ins Bad, gehen duschen, putzen die Zähne, gehen in die Küche, bereiten das Frühstück …..

Gewohnheiten erleichtern uns den Tag. Wir müssen nicht über den nächsten Handgriff nachdenken, keine Entscheidung treffen im Sinne von erst Zähne putzen oder erst einen Kaffee, wir haben einfach eine Routine entwickelt. Solche Routinen vermitteln uns Sicherheit und Orientierung und wirken sehr entlastend. 

Oftmals merken wir erst, welche Gewohnheiten wir etabliert haben, wenn irgendetwas unsere Routine stört. Denn viele unserer Gewohnheiten sind unbewusst. 

Manche dieser Gewohnheiten tun uns gut – sie unterstützen uns der oder die zu sein die wir sein wollen – und andere Gewohnheiten schaden möglicherweise unserer Gesundheit oder halten uns davon ab, wirklich der oder die zu sein, die wir sein könnten.

 “Der Wert guter Gewohnheiten und der Preis schlechter Gewohnheiten werden erst offensichtlich, wenn man zwei, fünf oder vielleicht zehn Jahre später zurückblickt.” (James Clear)

Wenn man neue Gewohnheiten etablieren möchte oder nicht so hilfreiche ablegen möchte, dann muss man sich zunächst bewusst machen, dass Gewohnheiten automatisierte Handlungsmuster sind. Sie sind (wunderbar) erlernt und die Folge eines sogenannten Reiz-Reaktions-Schema. Wenn man das weiß, dann hat man auch schon das Wissen in der Hand sie erfolgreich zu verändern.

 Aber wie sieht dieses Reiz-Reaktions-Schema denn nun genau aus?

Alles beginnt mit dem Auslösereiz. Das könnte zum Beispiel die Yogamatte sein, die ich mir bereits gestern abend ins Wohnzimmer gelegt habe. Sie löst ein Verlangen nach Entspannung und körperlicher Betätigung aus. Als Reaktion setze ich mich also in der einfachen Position auf die Matte, stimme mich ein und mache eine Kryia. Danach fühle ich mich frisch und aufgeräumt – meine Belohnung

Ein anderes Beispiel zeigt, wie vielleicht nicht so hilfreiche Gewohnheiten am Leben gehalten werden. Auch hier beginnt es wieder mit dem Auslösereiz. Das kann der Kaffee sein, den ich gerade hier beim Schreiben trinke. Dieser löst ein Verlangen aus. Ich bekomme Appetit. Als Reaktion nehme ich einen Keks. Mein Verlangen nach etwas Nahrung ist gestillt. Der Duft von Kaffee wird – nach einigen Wiederholungen  – mit dem Essen von Keksen assoziiert. Und wenn sie dann noch leicht erreichbar für mich sind, d.h. wenn ich sie möglicherweise schon in der Schreibtischschublade oder in einer hübschen Dose auf dem Schreibtisch stehen habe nimmt das “Unheil” seinen Lauf. Ich lerne das Kaffee und Kekse zusammengehören und sobald ich Kaffee rieche werde ich an Kekse denken. 

Jedes mal, wenn ich eine neue Gewohnheit etablieren möchte, habe ich die Möglichkeit an verschiedenen Hebeln anzusetzen. James Clear nennt es die vier Gesetze der Verhaltensänderung: 

  1. Gesetz: Der Auslösereiz muss offensichtlich sein. 
  2. Gesetz: Das Verlangen muss attraktiv sein. 
  3. Gesetz: Die Reaktion muss einfach sein. 
  4. Gesetz: Die Belohnung muss befriedigend sein. 

Die Gesetze müssen umgekehrt werden, wenn ich eine Gewohnheit ablegen will. Dabei können manchmal eine Art Dominoeffekt festgestellt werden. Wenn ich zum Beispiel weniger Zeit auf dem Sofa vor dem Fernseher verbringe, verändert sich möglicherweise auch die Ernährung. Man isst vielleicht weniger Chips und ernährt sich insgesamt gesünder. Bonnie Spring, Professorin für Preventative Medicine an der Northwestern University Feinberg School of Medicine bemerkte dazu: „Nur zwei Änderungen des Lebensstils durchzuziehen, hat eine große Gesamtwirkung, und die Leute werden dadurch nicht überfordert“.

Manche nicht so hilfreiche Gewohnheiten sind auch oft in Ketten mit neutralen Verhaltensweisen verbunden. Wie mein Kaffee am Schreibtisch. Wenn ich also generell weniger Süßes essen möchte, kann ich einfach am Schreibtisch Tee trinken und verzichte so ganz leicht auf den Keks. 

 

Es gibt noch viele Hacks, die dich auf deinem Weg zu deinem besten Selbst unterstützen können. Der allererste Schritt liegt allerdings zunächst darin ein Bewusstsein zu generieren. 

 Welche Gewohnheiten kennst du bei dir? Welche tun dir gut und von welchen würdest du dich gerne verabschieden?