Nutze die Kraft der Fragen für deine innere Arbeit

“Der wichtigste Einblick, den wir mit Appreciative Inquiry  bisher gewonnen haben, ist der, dass menschliche Systeme sich in Richtung dessen bewegen, worüber sie beharrlich Fragen stellen.“

                                                                                                                         David Cooperrider und Diana Whitney 

Wir alle nutzen Fragen als gestaltendes Element von Gesprächen. Aber wann nutzen wir die Kraft der Fragen ganz bewusst für uns?

Um unseren inneren Dialog eine neue Richtung zu geben?

Uns von einer problemorientierten Sicht in einen Raum der Möglichkeiten zu führen? 

Von einem schlechten Zustand in einen Zustand zu überführen, der uns wieder Denkfähig macht? 

Sorgfältig formulierte Fragen aktivieren unser inneres Wissen, bewirken eine erhöhte Fokussierung, steigern unsere Aufmerksamkeit und bündeln unsere Energie. Sie können wie eine treibende zukunftsformende Kraft wirken. Deshalb ist eine gute Frage oft mehr wert als eine gute Antwort.

Sie schafft einen Raum der Wahrnehmung. 

Einen Raum der Möglichkeiten. 

Sie ermöglicht eine Suchbewegung. 

Eine Antwort ist in sich geschlossen.  Das Gehirn kann den „Vorgang“ beenden – wenn es denn eine schlüssige Antwort war. Die Frage hingegen ist noch offen – sie lädt uns ein weiter zu schauen. Eine Frage ist somit sozusagen ein psychologischer Cliffhanger – wenn sie denn eine eine positive Spannung aufbaut – wie ein Gummiband, dass dich nach vorne zieht. Die Frage sollte dir folglich “schmecken”, sie sollte dich emotional ansprechen, denn die Basis jeder  Tat und damit auch für jede Veränderung im Leben besteht in unseren Gedanken. 

  • Das, wonach wir fragen bestimmt, was wir finden. 
  • Das, was wir gefunden haben, bestimmt die Art wie wir sprechen.  
  • Die Art wie wir sprechen bestimmt, was wir uns vorstellen können. 
  • Das, was wir uns vorstellen können, bestimmt, was wir erhalten werden. 

Fragen richtig zu stellen ist gar nicht so einfach –  es ist eine Kunst.

“Eine Frage kann wie ein Hebel wirken – ähnlich wie ein Werkzeug, mit dem man einen Deckel von einem Farbeimer hebelt.” Fran Perry

Eine kraftvolle Frage

  • ist einfach und klar,
  • fordert heraus,
  • erzeugt eine Suchbewegung,
  • bringt unbewusste Annahmen an die Oberfläche
  • und öffnet neue Perspektiven.

Um eine für dich gute Frage zu generieren, kannst du dir zunächst Klarheit darüber verschaffen, wozu dir die Frage dienen und welche Wirkung sie entfalten soll. Soll sie dir helfen eine bestimmte Situation näher zu erkunden, dich unterstützen wenig hilfreiche innere Gespräche in eine neue Richtung zu lenken oder Potentiale in dir wecken oder oder oder…

Achte darauf, dass du dir eine echte Frage stellst. Das heißt eine offene Frage, die eine Suchbewegung erzeugt und deine Aufmerksamkeit ausrichtet und nicht eine schnelle Antwort generiert. 

Wenn du eine erste Frage gefunden hast, dann schaue sie dir sorgfältig an. Enthält sie unterschwellige Annahmen oder Überzeugungen? Falls diese nicht förderlich sind, dann verändere deine Frage. Überprüfe die Frage erneut? Was ruft deine Frage bei dir hervor? Spüre in dich hinein. Wenn du merkst, dass die Frage in dir keine Energie erzeugt, sie dir möglicherweise sogar ein ungutes Gefühl macht, dann verändere sie. Manchmal hilft es, Worte zu verändern, denn ein Wort transportiert nicht nur Inhalt, sondern auch Emotionen, Bilder, Bewegungsaspekte  oder andere Eindrücke. Wir sprechen von assoziativen Netzwerken, die sich auch auf unser Verhalten und unsere Entscheidungen auswirken. Rational erfassen wir oftmals die ganze Tragweite nicht – aber unsere somatischen Marker schlagen an, d.h. unser Bauchgefühl oder wo immer wir etwas fühlen. 

Möglicherweise fühlst du dich jetzt etwas überfordert. „Wie soll ich in einer Situation in der ich emotional feststecke auch noch nach hilfreichen Fragen schauen?“, fragst du dich vielleicht. Zurecht 😉 In der Situation ist es dir eventuell nicht möglich. Aber am Abend, wenn du den Tag Revue passieren lässt und du vielleicht bemerkst, dass dich eine Situation am Tag ganz schön mitgenommen hat, du mit ihr lange verhaftet warst, dann kannst du nach einer hilfreichen Frage für solche Situationen suchen. Und ganz ehrlich. Das Ergebnis – also die gute Frage – ist dabei nicht das wichtigste, sondern der Weg dahin. Also …los gehts. Viel Freude. 

„If you truly want to change your world, you must change your way to asking questions..“

                                                                                                                         Diana Whitney