Dankbarkeit – eine Einladung oder eine Aufforderung mit Beigeschmack?
Dankbarkeit ist so ein großes Wort. Wenn ich dem Wort nachspüre, dann hat es manchmal einen seltsamen Beigeschmack für mich. Vielleicht ist das ein wenig der eigenen Erziehung geschuldet und dem Satz „jetzt bedank dich“. Aus diesem Grund möchte ich dieses Wort zu Beginn erst einmal etwas genauer betrachten, um dir und mir die Annäherung an das Thema zu erleichtern.
Dankbarkeit ist ein Gefühl, eine Fähigkeit und eine Haltung. Ich kann Dankbarkeit empfinden, wenn ich die Fähigkeit besitze, positive Dinge im Leben wahrzunehmen, anzuerkennen und wertzuschätzen. Es kann auch zu einer Haltung dem Leben gegenüber geworden sein, wenn es für mich in Fleisch und Blut übergegangen ist.
Dankbarkeit ist also gewissermaßen voraussetzungsvoll. Wahrnehmen, anerkennen und wertschätzen ist nicht immer einfach. Manchmal ist das Leben einfach zu viel, zu schwer und wir sind gar nicht in der Lage das Gute und Schöne zu sehen – geschweige denn es zu spüren.
Deepak Chopra spricht von drei Stufen der Dankbarkeit, von denen jede effektiver ist als die vorherige. Diese sind:
- Dankbarkeit für die guten Dinge im Leben
- Dankbarkeit gegenüber den Menschen, die unser Leben besser gemacht haben
- Annahme neuer Verhaltensweisen als Ergebnis der Interaktion mit denjenigen, die uns geholfen haben
Dankbarkeit stärkt uns.
Dankbarkeit hat ganz viele positive Effekte in unserem Leben – sowohl das Geben, als auch das Empfangen.
Dankbarkeit …
- reduziert Stress und hilft sich zu entspannen.
- wirkt sich positiv auf unseren Schlaf aus und steigert das Wohlbefinden.
- stärkt unser Immunsystem.
- verhilft uns in Verbindung zu sein.
- unterstützt deine Gesundheit und dein gesund werden.
Es gibt also viele gute Gründe mehr Dankbarkeit in sein Leben zu holen.
Aber wie das manchmal ist – auch wenn wir wissen, dass uns etwas gut tut, tun wir es noch lange nicht und das kann vielfältige Gründe haben. Wir möchten hier und heute eine echte Einladung für dich aussprechen, das Wissen in dein Handeln zu übersetzen.
Dafür wollen wir dir verschiedene Möglichkeiten anbieten, damit du deinen persönlichen Weg findest, mehr Dankbarkeit in dein Leben zu holen.
Die Einladung für mehr Dankbarkeit in deinem Leben.
1. Der Klassiker – die Dankbarkeitsliste.
Dankbarkeit ist ein sehr flüchtiger Zustand, deshalb ergibt es Sinn, sich diese flüchtigen Momente eines Tages noch einmal bewusst ins Gedächtnis zu holen. Dies gelingt oft einfacher, wenn diese Liste einen wirklich einladenden Titel hat und du sie mit etwas verknüpfst, was schon fest in deinen Alltag etabliert ist. Zum Beispiel der Tee am Abend. Mach es dir gemütlich. Wenn du magst, dann mach dir schöne Musik an, zünde dir eine Kerze an und blicke noch einmal zurück auf den Tag oder die Woche. Wofür kannst du dankbar sein? Was ist Schönes in deinem Leben passiert? Was hat dich zum staunen gebracht oder ein Lächeln auf dein Gesicht gezaubert? Vielleicht fällt es dir zunächst schwer, aber schenke dir diese Zeit. Und wenn es dir partout gar nicht gelingen will, etwas Gutes und Schönes zu finden, dann kannst du das Pferd auch von hinten aufzäumen, indem du dich fragst, was dir wirklich in deinem Leben fehlen würde, wenn es nicht mehr da ist.
2. Der Dankbarkeitskreis mit Freunden oder Familie.
Es passiert immer wieder, dass Gespräche sich in eine Richtung bewegen, bei der man merkt, dass die Leichtigkeit verloren geht und es anstrengend wird. Wie schön dagegen ist es, wenn wir belebende, nährende Gespräche führen. Sorge dafür, wann immer du kannst. Lade deine Familie doch einfach beim gemeinsamem Abendbrot oder einer anderen Familienzusammenkunft ein, gemeinsam mit dir auf das zu schauen, was euch dankbar macht. Was ist das Gute und Schöne in eurem Leben? Vielleicht ist es anfangs ungewohnt – aber die Einladung lohnt sich.
3. Den Blick auf das Gute und Schöne lenken.
Du kannst auch ganz aktiv mehr Gutes und Schönes in dein Leben einladen, in dem du dich bereits am Morgen dahingehend ausrichtest, indem du dich fragst, worauf du dich freuen kannst. Oder welches Wunder es wohl an diesem Tag zu erkunden gilt? So richtest du deine Aufmerksamkeit automatisch auf das Gute und Schöne.
4. Dankbarkeitsperlen – eine haptische Einladung.
Wenn es dir im Alltag noch schwer fällt auf das Gute und Schöne zu achten, kannst du dich auch selbst daran erinnern, indem du dir 5 kleine Perlen oder Murmeln in die Hosentasche steckst. Jedesmal wenn dir am Tag etwas gutes widerfährt oder du etwas siehst, wofür du wirklich dankbar sein kannst, dann wechselt eine Perle von der einen Hosentasche in die andere. So erinnerst du dich selbst daran, deinen Fokus auszurichten.
5. Schöne Momente „einmachen“.
Du kannst deine schönen Momente, Begegnungen, Beobachtungen auch einfach am Abend oder dann wenn du etwas Ruhe hast, auf kleine Zettel notieren und sie in einem Einmachglas aufbewahren. So kannst du sie als sichtbare Erinnerung auf deinem Schreibtisch oder an einem anderen für dich passenden Ort aufbewahren und an einem nicht so guten Tag einfach noch mal auspacken und lesen.
4. Öfter mal Danke sagen.
Es gibt Menschen in unserem Leben die tun uns einfach gut durch ihr Sein. Andere haben etwas ganz besonders für uns getan, was möglicherweise eine große Unterstützung oder Freude für uns war. Wenn du solch einen Menschen in deinem Leben hast, dann lass es ihn wissen. Sage „DANKE!“. Und sage auch, warum dich sein Sein oder seine Tat so dankbar macht. Vielleicht fällt es dir zunächst schwer, weil es ungewohnt ist. Oder vielleicht winkt dein Gegenüber auch direkt ab und sagt, dass das ja selbstverständlich sei und du hast das Gefühl dein Dank kann gar nicht landen. Dann schreibe einen kleinen Brief. Wofür bist du dankbar? Was hat das in deinem Leben gemacht? Dankbarkeit nährt Beziehungen und stärkt sowohl dich, als auch die andere Person.
5. Danke mit einem körperlichen Anker: Eine Methode der Psychologin Elsbeth Martindale.
Nimm deine Hand und zeige den Daumen. Dieser Daumen hoch ist für dich. Welche Stärke oder welches Talent von dir macht dich richtig stolz? Was haben dir möglicherweise andere schon oft gespiegelt, was sie an dir schätzen? Genieße diesen Moment, zeige dir den Daumen hoch. Du bist super.
Schau dich um und zeige mit dem Zeigefinger auf etwas, was dich erfreut, begeistert, inspiriert. Vielleicht ist es der aufgeräumte Schreibtisch, der Ordner mit dem beendeten Projekt, der Blumenstrauß auf dem Tisch, der Baum vor dem Fenster, der Hund der gerade zu deinen Füßen schnarcht. Erfreue dich daran.
Der Mittelfinger lädt dich ein, an die Situationen zu denken, in der du jemand anderem etwas Gutes getan hast. Wie hast du dich dabei gefühlt? Vielleicht hast du jemandem die Tür geöffnet der gerade schwer beladen war, jemanden angelächelt oder jemandem zugehört, der es gerade schwer hatte oder du hast ganz praktische Hilfe geleistet und für deinen kranken Nachbarn den Einkauf erledigt oder ihm einfach etwas von deinem Mittagessen vorbeigebracht. All diese Momente spiegeln deine Achtsamkeit für dein Gegenüber wider und stärken euch beide. Wie kannst du mehr davon in dein Leben holen? Was kannst du als nächstes Gutes tun?
Der Ringfinger erinnert uns an die Menschen, die wir lieben oder geliebt haben oder die uns einfach wichtig sind. Welche kommen dir in den Sinn? Hole sie vor dein geistiges Auge. Was löst dieser Mensch für Gefühle bei dir aus?
Der kleine Finger lädt dich ganz offen ein dir eine Sache vorzustellen in deinem Leben, wofür du zutiefst dankbar bist. Was ist das? Wofür kannst du zutiefst dankbar sein, wenn du auf dein Leben schaust?
Diese kleine Übung kann dir im Alltag helfen dich zu stärken und belegt deine Hand mit lauter guten Erinnerungen.
6. Dankbarkeit-Meditation
Vielleicht unterstützt dich auch eine von außen geleitete Mediation zur inneren Einkehr und Fokussierung auf das Thema Dankbarkeit. Es gibt viele geführte Mediationen, unentgeltlich wie z.B. von Jack Kornfield, Lehrer für die buddhistische Vipassana-Meditation oder gegen eine Gebühr wie z.B. von Deepak Chopra. Vielleicht hast du aber auch bereits eine Yoga-Routine und findest in deiner Yoga-Tradition auch eine (bewegte) Meditation. Wenn ich einem Thema besondere Aufmerksamkeit schenken möchte, schaue ich oft in meiner Yoga-Tradition – bei mir ist es Kundalini-Yoga – nach Möglichkeiten. Denn so kann ich es einfach in meine Yoga-Praxis einbauen und habe so direkt Zeit und Raum und dafür.
7. Das Gebet
Das Gebet als Ausrichtung auf ein höheres Bewusstsein ist ein guter Moment und für viele auch eine liebgewonnene Gewohnheit, um den Dank für das Leben und das was es mit sich bringt auszudrücken. Es ist eine Zeit der Stille, eine Zeit fokussiert auf das zu schauen, was ist, was war und was sein soll.
8. Nutze jede Gelegenheit.
Je mehr du dich mit dem Thema Dankbarkeit auseinandersetzt und es in deinen Alltag einfließen lässt, um so mehr werden dir Situationen, Menschen, Dinge in deiner Umgebung in den Blick kommen, für die du tiefe Dankbarkeit empfindest. Vielleicht spürst du dann so ein wohliges Gefühl im Bauch. Vielleicht hüpft dein Herz und du könntest Quietschen vor Freude. Egal wie sich die Dankbarkeit bei dir ausdrückt feiere sie, indem du ihr den Zeit und Raum gibst sie braucht und jede Gelegenheit nutzt sie auszudrücken. Leise, laut, schriftlich – wie auch immer.
Dankbarkeit kann man üben. Also. Fang an – hör auf – immer wieder. Viel Spaß 😉
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